AUGEN
HSF4 (Katarakt):
Auch "Grauer Star" genannt. Hierbei handelt es sich um eine Linsentrübung, die zur Erblindung führt. Zwischenzeitlich kann man den HSF4-Gen-Test durchführen, bei welchem es zu folgenden Ergebnissen kommen kann:
N/N (Normal/Normal) bzw. +/+ à Gesund und kein Träger
N/M (Normal/Mutant) bzw. +/- à Träger, wird voraussichtlich erkranken
M/M (Mutant/Mutant) bzw. -/- à Krank
Anders als beim MDR1-Gendefekt vererbt sich HSF4 jedoch autosomal dominant, was bedeudet, auch ein Hund, der "nur" Träger des Gens ist (N/M), wird mit erhöhter Wahrscheinlichkeit an einem Katarakt erkranken.
Man sollte daher bei der Wahl des Züchters und des Welpens darauf achten, dass die Hunde, mit denen gezüchtet wird, alle nur N/N bzw. +/+ sind! Auch ein weiteres Qualitätsmerkmal kann hier sein, wenn die Zuchtiere wirklich selbst getestet wurden und nicht bloß "free by parentage", also frei durch die Eltern (siehe Verschiedenes), sind.
CEA (Collie Eye Anomalie):
Die CEA geht auf eine im Embryonalstadium des Welpen geschehene Fehlentwicklung der Netz- und Aderhaut zurück. Als Folge derer kann es Einblutungen ins Auge geben, die Netzhaut kann sich ablösen und der Hund im schlimmsten Falle erblinden. Wie der Name sagt, kommt diese Krankheit zumeist bei Collies oder ihnen verwandten Rassen vor.
Die CEA kann man beim Welpen in der 6.-7. Woche erkennen, da man zu diesem Zeitpunkt noch ungehindert auf die Netzhaut blicken kann. Dann nämlich entwickelt sich das sogenannte Tapetum und verdeckt den freien Blick, sodass man die Krankheit dann nur feststellen kann, wenn sie sozusagen richtig ausbricht.
Ein Hund, der Träger der CEA ist, sollte nur mit Nicht-Trägern verpaart werden, ebenso ein erkrankter Hund.
Iris-Kolobom / Iris-Hypoplasie:
Ein Iris-Kolobom hört sich schlimmer an als es ist. Bezeichnet werden damit Teile der Iris, die sich nicht entwickelt haben. Dabei können sie in unterschiedlicher Größe vorkommen: Von kleinen Flecken bis zu großen Löchern ist alles möglich. Allerdings wird die Sicht in den meisten Fällen gar nicht oder nur minimal beeinträchtigt. Z.B. kann es vorkommen, dass der Hund bei hellem Licht etwas geblendet wird, was sich dann durch das zusammenkneifen der Augen äußert. Genau so wie es bei Hunden mit blauen Augen, die auch generell lichtempfindlicher sind, vorkommt. Der Erbgang ist nicht bekannt, jedoch ist das Kolobom weit verbreitet, weil früher oft bedenkenlos damit weitergezüchtet wurde, da es eben so gut wie keine Beschwerden macht.
Die Iris-Hypolpasie bezeichnet quasi eine 'Vorstufe' zum Kolobom und stellt eine Verdünnung des Irisgewebes dar. Die Pupillenreaktion ist auch hier nicht beeinträchtigt und auch die Sehkraft nicht eingeschränkt. Im Großen und Ganzen kann man es als einen Schönheitsfehler sehen, mit dem laut dem ASGHI sogar gezüchtet werden kann, wenn bei der Auswahl der Zuchtpartner darauf geachtet wird, dass bei diesen oder ihn dessen Linien nicht ein ähnlicher Defekt aufgetreten ist.
Interessanterweise sind von diesen beiden Fehlern hauptsächlich Merles und oft Rüden betroffen! Eine direkte Kopplung mit dem Merle-Gen kann aber nicht bestätigt werden. Man vermutet hingegen, dass das Kolobom oder die Hypoplasie vermehrt bei blauen Augen auftreten und diese kommen zumindest beim Aussie schlicht eher bei Merles vor.
Bei einem einfachen Kolobom oder einer einfachen Hypoplasie ist im Normalfall mit keiner fortschreitenden Veränderung oder gar Verschlimmerung zu rechnen.
Iris-zu-Iris-MPP (Membrana Pupillaris Persistens):
Bei einer Iris-zu-Iris-MPP verbleiben feinste Membranen auf der Pupille des Hundes, welche sich eigentlich noch beim Fötus im Mutterleib zurückbilden. Diese haben aber kein klinisches Bild, was bedeutet: Sie sind zwar da, was auch von den Augenärzten notiert wird, werden vom Hund aber nicht wahrgenommen. Er hat dadurch also keine Sichteinschränkungen oder Behinderungen. Ob die MPP überhaupt erblich ist oder warum sich die Membranen bei manchen Aussies nicht zurückbilden, weiß man heute noch gar nicht so genau. Eine bestehende MPP kann sich nicht verschlimmern oder verändern, sie kann sich nur zurück entwickeln. Eine Iris-zu-Iris-MPP bedeutet daher keinen Zuchtausschluss. Man sollte nur darauf achten, dass der Zuchtpartner keine MPP hat.
PRA (Progressive Retinaatrophie):
Hierbei bildet sich die Netzhaut des Hundes zurück bzw. stirbt ab, sodass eigentlich immer eine Erblindung des Tieres die Folge ist. Die Krankheit ist bisher nicht aufzuhalten.
Ein Träger-Hund sollte nur mit Nicht-Trägern verpaart werden, ebenso ein erkrankter Hund.
Augenuntersuchung allgemein:
In gewissen Abständen sollten die Zuchthunde bei einem speziellen Tierarzt, der sich auf die Fachrichtung Auge spezialisiert hat, untersucht werden. Diese Ärzte nennt man 'Ophthalmologen'. Eine allgemeingültige Gültigkeitsdauer der Augenuntersuchung steht vom DOK oder Tierarzt aus nirgendwo festgeschrieben; sie legen - wenn vorhanden - die Zuchtverbände nach eigenem Bemessen fest.
Es gibt hierbei Ophthalmologen, die dem DOK angeschlossen sind. DOK steht für "Dortmunder Kreis", wobei es sich um einen Zusammenschluss von Tieraugenärzten, die sich hier noch einmal einer zusätzlichen Ausbildung / Prüfung unterziehen, handelt. DOK bedeutet also noch einmal ein weiteres Qualitätsmerkmal. Es gibt jedoch auch viele Ophthalmologen mit anerkannten Qualifizierungen, die diesem Kreis nicht angehören und genauso gut sind!
Leider dienen diese Untersuchungen (Anschauung des Auges, Weistellen der Pupille mit Tropfen, Untersuchung mit Spaltlampe) nicht der Vorbeugung, sondern dokumentieren lediglich den Ist-Zustand: Jetzt gerade ist der Hund gesund. Was nicht bedeutet, dass später (vielleicht nicht sogar schon morgen) nicht doch noch Krankheiten auftreten können. Ebenfalls sagt eine solche 'Zuchtuntersuchung', wie man sie nennt, nichts über Erblichkeit aus. Sollte bereits ein Welpe oder junger Hund erkrankt sein, so ist allerdings davon auszugehen, dass die Krankheit erblich bedingt ist. Im Gegenzug ist es bei einem älteren Hund evtl. keine erblich erlangte Krankheit, sondern z.B. einfach nur ein 'Alters-Katarakt', wie er sich auch bei Menschen entwickelt.
Des Weiteren sind auch nicht alle bei einer solchen Untersuchung aufgeführten 'Krankheiten' zuchtausschließend (z.B. Iris-zu-Iris-MPP, Iris-Hypoplasie). Ein Hund, der in einem Punkt als 'nicht frei' gilt, kann durchaus in der Zucht eingesetzt werden.