Ein Züchter, der seine Welpen schon ‚for breed‘ – also zur Zucht – verkauft, der kann doch nicht gut sein, oder?

Zuerst einmal sollte ich euch kurz erklären, was es mit diesem 'for breeding' (dt. 'zur Zucht') und 'not for breeding' (dt. 'nicht zur Zucht') überhaupt auf sich hat. Dieses System kennt man hier in Deutschland nämlich eigentlich nicht. Kauft man einen Hund von einem deutschen Verein, dann kann man grundsätzlich auch mit ihm in die Zucht gehen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Die Kontrollinstanz übernimmt der Verein. Bevor der Hund in die Zucht darf, muss er "angekört" werden, also bestimmte Bewertungen auf Ausstellungen erhalten sowie bestimmte Gesundheitsergebnisse erbringen.
Beim ASCA kann im Grunde jeder Aussie, der DNA getestet wurde, auch zur Zucht eingesetzt werden. Der Verein kontrolliert nichts weiter. Daher ist es in den USA üblich, dass der Züchter diese Instanz übernimmt und seine Welpen als 'for breeding' oder 'not for breeding' herausgibt.
Üblicherweise werden Welpen als ‚not for breeding‘ verkauft, was kurz gesagt bedeutet, dass eine
Zucht mit dem Hund (auch ohne Papiere!) nicht gestattet ist. Ein Züchter möchte damit vermeiden, dass mit seiner Nachzucht wild herum gezüchtet wird, denn zum einen kann das der Rasse an sich
schaden und zum anderen kann es natürlich auch die gesamte Zucht des entsprechenden Züchters in Verruf bringen, wenn zum Beispiel durch schlechte Wurfplanung (oder gar keine wie es oftmals der
Fall ist) kranke Welpen fallen. Wer ist es dann Schuld? Na klar, der Züchter, wo Mutter oder Vater herkommen.

Viele Züchter sind nun der Meinung, dass es also total unverantwortlich wäre, bereits einen Welpen abzugeben, mit dem später gezüchtet werden darf, denn – so die meisten Züchter – man könne noch gar nicht sagen, wie sich der Hund später entwickle, ob er also überhaupt zur Zucht geeignet ist, und ob er auch gesund bleibt. Dass man nur mit einem gesunden Hund züchtet, das kann man in den Vertrag schreiben und Leute, die sich nicht daran halten, die halten sich auch nicht daran, mit einem ‚not for breeding‘ abgegebenen Hund nicht zu züchten. Anderes anzunehmen wäre völlig naiv.
Mit ‚ob er überhaupt zur Zucht geeignet ist‘, meinen die meisten Züchter oder zumindest viele – das muss ich leider so sagen –, dass nur ganz herausragend korrekte Hunde, die das Zeug zum Schönheits-Champion haben, eine Bereicherung für die Zucht wären. Allen anderen Hunden stellen sie dann in Abrede, für die Zucht geeignet zu sein. Wer nun schon einmal etwas mehr auf meiner Homepage gestöbert hat, wird feststellen, dass ich ganz und gar kein Vertreter dieser Meinung bin. Im Gegenteil: Ein Hund kann kleine Fehler haben, das ist ja ganz normal, denn es gibt den perfekten Hund wie er im Standard steht einfach nicht. Das bedeutet für mich aber auch, dass jeder gesunde Hund, der mit kleinen Fehlern (und wir reden hier wirklich meist nur von Schönheitsfehlern) durchaus seine Berechtigung hat, eine Zucht zu bereichern! Charakter geht für mich eindeutig vor, gerade in der momentanen Aussie-Zucht, wo so viel Schindluder getrieben wird, Hauptsache der Hund schaut gut aus und gewinnt seine Schleifen.

Warum also keinen Welpen schon ‚for breeding‘, also zur Zucht, abgeben? Meiner Meinung nach geht das und ist auch völlig legitim, denn man kann in den Vertrag hineinschreiben, dass eine Zucht nur dann gestattet ist, wenn alle nötigen Gesundheitsauswertungen erbracht wurden. Ist der Hund dann gesund, wieso sollte er dann nicht auch in die Zucht gehen und den Genpool vergrößern dürfen?
Der Hinweis, dass man ja im Übrigen noch gar nicht sehen könnte, was aus dem Hund wird, ist schlicht falsch. Nach dem Pat-Hastings-Puppy-Puzzle-Test, der im Alter von acht Wochen gemacht wird, kann man sehr wohl sehen, wie der ausgewachsene Hund einmal sein wird. Warum meint ihr, behalten sich Züchter gerne ein 'Pick Puppy' für sich? Weil sie keinen blassen Schimmer haben, wie sich das entwickelt? Natürlich haben sie das und das für sich zu nutzen ist auch legitim, aber ich bin kein Freund davon, solche Dinge zu verschweigen und die Leute für dumm zu verkaufen.
Was in diesem Falle natürlich dringend gemacht werden muss: Der Züchter muss Tiere, die schon als Welpe Fehler aufweisen nur als ‚not for breeding‘ herausgeben. Diese eignen sich dann wirklich nicht zur Zucht, aber das sind schließlich nur einige Tiere, die im Übrigen nicht minderwertig sind, was den Kaufpreis angeht.
Ich halte also gar nichts davon, Welpen ausschließlich 'not for breeding' herauszugeben. Denn - wie gesagt - kann man im Vertrag mannigfaltig festhalten, welche Voraussetzungen erbracht werden müssen, damit der Welpe später in die Zucht gehen darf.
EDIT: Da dieser Beitrag offenbar in letzter Zeit zu falschen Annahmen geführt hat, möchte ich hier noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir selbstverständlich NICHT jeden Welpen blindlinks auf Wunsch des Käufers mit Zuchtpapieren ausstatten. Auch wir geben nur eine bestimmte Anzahl von Welpen pro Wurf 'for breeding' heraus und schauen uns selbstverständlich genau an, wer Zuchtpapiere möchte. Das heißt: Hat der Käufer viel Fachwissen, erscheint er uns kompetent und engagiert oder ist er gar schon ein Züchter. Und auch dies werden wir sehr oft gefragt: Selbstverständlich haben die Welpen, die Zuchtpapiere bekommen, einen höheren Preis.