Stimmt es, dass der Aussie ein
„Border Light“ ist?
Schon öfters habe ich nun diese Aussage vernommen. Als ich sie das erste Mal hörte, war ich allerdings doch sehr verwirrt und habe nicht verstanden, was damit gemeint war. Na gut, ein Aussie und ein Boder Collie sind beides Hütehunde (so dachte ich!) und ich hatte ja auch schon selbst oft gesagt, wenn ich von Leuten gefragt wurde, die mit einem Aussie nichts anfangen konnten, dass ein Aussie so etwas Ähnliches sei. So ganz furchtbar unterschiedlich sind diese beiden Hunderassen ja auch nicht, aber es gibt dennoch einige Unterschiede!
Ein Border Collie ist im Groben gesagt darauf konzipiert, denselben Befehl immer und immer wieder auszuführen. Zu seiner Entstehungszeit gab es auf der englischen Insel kaum mehr natürliche Feinde der Schafe, sodass deren Bewachung eigentlich nicht von Nöten war. Die Schafe verteilten sich also immens weit und nun brauchte es einen Hund, der diese am Abend wieder in den Stall trieb. Dem Border Collie wurde dabei das Hüten über das Jagdverhalten von Jagdhunden angezüchtet. Schnell kann ein Border Collie aber leider auch anfangen, Menschen oder Dinge zu hüten. Eine Eigenschaft, die in unserer heutigen Gesellschaft schnell zu einem Problem werden kann. Einen Aussie habe ich persönlich noch niemals in der geduckten, hütenden Position gesehen, was dafür spricht, dass in seinem genetischen Erbe kein Jagdhund vorkommt. Dementsprechend neigt er nicht unbedingt in diesem Ausmaß wie ein Border Collie zu diesem Problem.
Dennoch würde ich einen Aussie niemals als „Border Light“ bezeichnen, denn hier wird dem potentiellen Käufer suggeriert, ein Australian Shepherd sei leichter zu führen, was Blödsinn ist, denn ein Aussie kann ganz andere Probleme entwickeln. So ist ein Aussie zum Beispiel in der Lage, viel sturer und rauer zu sein, was einfach darauf zurückzuführen ist, dass seine Arbeit eine andere ist. Der Aussie ist dazu da, Kühe zu treiben und zu beeindrucken und selbst Entscheidungen zu treffen. Beispiel: Der Hundeführer legt seinen Hund ab, aber dann kommt Unruhe in die Herde und mehrere Kühe stürmen auf den Hund zu. Hier muss der Aussie entscheiden, ob er liegenbleibt und schwer verletzt wird oder ob er den Befehl selbstständig abbricht und aufsteht (dies nennt man intelligenten Ungehorsam).
Oft wird auch immer behauptet, der Aussie sei reiner Hütehund. Das stimmt so nicht. Zum einen hat
er aufgrund seiner Entstehungsgeschichte auch einen Schutztrieb - natürlich nicht so ausgeprägt wie ein reiner Herdenschutzhund, dennoch deutlicher
als ein Border Collie ihn je haben wird -, zum anderen ist er dafür gemacht, Kühe zu treiben. Er ist ein Treibhund oder 'Cattle dog' wie man es in den USA sagen würde. Dies kann – meiner Meinung nach – bei sehr unerfahrenen Besitzern zu ähnlichen Problemen führen
wie bei einem Border-Collie-Halter. Ich persönlich finde diese Aussage also sehr verwirrend, bzw. einfach falsch!!